Wann immer ich erwähne, grade in Japan zu sein, höre ich von Deutschen: „Na sowas Alex, da bist du wohl doch nicht mehr so sparsam, wie Du immer predigst.“ Meine Antwort geht dann meistens in Ungläubigkeit unter. Anscheinend ist es den meisten nicht möglich, sich eine günstige Japanreise auch nur vorzustellen. Deshalb erkläre ich Dir in diesem Artikel, wie ich, dank zwei im Dschungel verschollenen Smartphones und japanischen Verfallsdaten, monatlich nur 100€ mehr bezahle, als in Thailand.
Zunächst einmal: Für das Reisen durch Thailand und Südostasien zahle ich im Schnitt 400-500€ monatlich. Vielleicht lag das auch daran, dass ich zwei Handys im Dschungel verloren habe (in zwei verschiedenen Duschungeln wohlgemerkt). In Japan habe ich es geschafft mit 600€ durchzukommen. Wie kann das sein?
Reisen vs Urlaub
Ich schreibe in diesem Artikel wohlgemerkt übers Reisen und nicht über einen 5-Tages-Sightseeing-Trip. Es geht weder um das Essen in feinen Restaurants, noch um die Anschaffung von Souvenirs. Der Fokus beim langfristigen Reisen liegt vielmehr darauf mit so wenig wie möglich auszukommen und so beweglich zu bleiben. In der Tat sind Aktivitäten wie Karaoke, Theater und Führungen sehr preisintensiv, doch das ist gut, denn sie kosten so viel, dass man sie garnicht erst in Erwägung zieht. Die Einlass-Gebühr in einen gewöhnlichen Club kann gut und gerne 3000¥ betragen. Das sind knapp 26€ ohne Getränk. Urlaube laufen meist nach dem Motto „man muss sich auch mal was gönnen“ ab. Abgesehen davon, dass es sich hierbei um eine Rechtfertigung zum Geldverprassen handelt, (denn die aussenstehenden Umstände sind es sicher nicht), hält es davon ab in die Kultur einzutauchen. Wer wie ein Einwohner lebt, der bekommt ganz andere Aspekte mit. Sicherlich ist das nicht für jeden was. Nach 9 Monaten von Hostel zu Hostel möchte ich auch langsam meine Ruhe haben. Doch wer sich mehr für Japan selbst interessiert, als für Luxus und hübsche Zimmer interessiert, der kann günstig durch Japan reisen.
Das Reisetrio
An sich braucht es zum Reisen nur drei Dinge: Unterkunft, Nahrung und Transport. Wenn wir uns nur auf diese drei Ausgaben beschränken, dann lässt es sich in Japan günstig leben. Wie, das erkläre ich Dir hier.
Günstige Unterkunft
In Japan bietet die Seite Agoda.com die günstigsten Bleiben an. Zunächst aber sei gesagt, dass es in einigen Orten keine Hostels unter dem Preis von 15€ pro Nacht gibt. Daher fallen diese Orte auch aus der Reiseroute. Dies ist jedoch kein großes Problem, da genau die Städte, für welche die meisten nach Japan kommen, Unterkünfte zwischen 7-15€ pro Nacht bieten. Bei folgenden Orten weiß ich aus Erfahrung, dass gute Hostels zu diesen Preisen auffindbar sind.
Tokyo
Tokyo ist das beliebteste Reiseziel in Japan. Es ist die größte Stadt der Welt mit einer Bevölkerung von 37 Millionen Einwohnern. Hier gibt es alle möglichen Orte und die Bezirke, in welche sich Tokyo unterteilt sind so groß wie autonome Städte. In Tokyo finden sich auf Agoda mehr als 10.000 Unterkünfte und selbst wenn 90% ausgebucht sind, finden sich immer ein paar Hostels für 10€.
Kyoto
Kyoto ist ein sehr traditionieller Ort und trotz seiner Popularität an vielen Ecken verschlafen und beinahe menschenleer. Mir gefiel es hier besser als in Tokyo. Die Häuser sind in den Vororten klein und typisch japanisch und die Natur zieht sich überall hindurch. Solange es nicht grade Kirschblütenzeit ist, gibt es hier komfortable Hostels zum Preis von 10€ und teilweise sogar für 7€ oder 8€.
Osaka
Osaka liegt in der Nähe von Kyoto und ist ein wenig wie eine kalte Version von Tokyo. Die Häuser sind hier ebenfalls hoch, aber die Straßen im Vergleich leer. Osaka ist nicht besonders schön, hat dafür aber hübsche Unterkünfte. Für 10€ erhält man Komfort und Ästhetik mit dem Gegenwert von 20€.
Nara
Nara ist in der Nähe von Osaka und Kyoto und ein wunderschöner Ort. Sehr natürlich, ruhig und verschlafen mit traditionellem Stadtkern, einem schönen See, Tempeln und ausufernden Parkanlagen. Rehe laufen frei herum und sind die Hauptattraktion des Ortes. Abseits dieser gibt es jedoch auch urige Kaffees und Hostels für den Preis von 7€-12€. Toll ist die Ruhe und Entspannung, die einem hier zu Teil wird.
Hiroshima
Hiroshima ist weltweit für seine Zerbombung bekannt. Für mich war die Stadt nicht sonderlich interessant, aber wer einmal da gewesen sein möchte, der findet Unterkünfte zwischen 12€ und 15€.
Fukuoka
Fukuoka ist eine großer Stadt, die mit alten Tempeln und sogar Stränden aufwarten kann. Sie bietet sowohl ruhige Entspannungsorte, als auch Menschenaufläufe im Stadtzentrum. Einen Schlafplatz für 12€ zu bekommen ist hier kein Problem.
Einer der großen Vorteile an Japan ist, dass die Standards immens sind. Selbst der billigste Schlafplatz war bisher immer aufgeräumt und Bot kostenlos Kaffee, Tee, Shampoo und Duschgel an. Die Betten sind stets sauber und groß und der Aufenthaltsraum geschmackvoll gestaltet. Keine der Unterkünfte fühlt sich billig an, obwohl dem so ist.
Wenn Du mehr als die oben aufgeführten Orte besichtigen willst, dann gehe im Sommer oder Herbst nach Japan und nimm ein Zelt oder Tarp und einen Schlafsack mit. Wildcampen wird in Japan nicht strafrechtlich verfolgt und ich habe viele getroffen die draußen in der Natur schliefen. Das gute an Japan ist, dass es überall öffentliche Bäder – Onsen – gibt, in denen für kleines Geld gebadet und entspannt werden kann. Dies ergänzt sich perfekt mit Wildcampen.
Nahrung
Trinken von Kaffee, Tee und Wasser ist ohnehin gesünder als der Konsum von Softdrinks. Das die drei oben genannten überall für Lau zu erhalten sind, muss für Getränke eigentlich kein Cent ausgegeben werden. Auf Bier wird man in Hostels hin und wieder auch so eingeladen. Es gibt an jeder Ecke Mini-Supermärkte, sogenannte Konbini. Diese werden am häufigsten von Touristen frequentiert, bieten jedoch nicht das beste Preis-Leistungsverhältnis. Die großen Supermarkt-Ketten Tamade und Don Quichote hingegen überzeugen in jeder Hinsicht. Ihr Sortiment ist riesig und Grundnahrungsmittel wie Eier, Toast und Tofu sind immer günstig. Zudem gibt es bei anderen Supermärkten regelmäßig Rabatt nach 8 oder 9 Uhr. Japaner sind sehr penibel was Lebensmittel anbelangt. Deshalb sind Abends viele Lebensmittel bis auf die Hälfte reduziert, weil sie anschließend weggeschmissen werden. Wenn Du hier zuschlägst, bekommst du gut und gerne schonmal ein Bento bestehend aus Reis, Hähnchen, Gemüse, Ei und mehr für 200¥, also 1,50€. Diese Bentos sind dabei noch bis zum nächsten Mittag haltbar.
Da Kochzutaten ebenfalls von Hostels gestellt werden, musst Du Dir um Gewürze, Öl und Zucker keine Sorgen machen.
Wenn Du Dich einigermaßen geschickt anstellst kannst Du sogar günstiger Einkaufen als in Deutschland. Nach einiger Zeit fand ich ein paar Lebensmittel für mich, die immer günstig und gut sind:
- Tofu
- Pilze
- Bananen
- Toast
- Eier
- Natto
- Rahmen-Nudeln
- Gebäck
Ein gutes Beispiel ist das Menü, welches ich grade esse. Es besteht aus Reis (100¥), Natto(15¥), Pilzen(30¥) und Tofu(30¥). Alles zusammen kostete mich umgerechnet knapp 1,30€ zum satt werden. Als Frühstück eignet sich Armer Ritter hervorragend. Dazu braucht es nur Eier, Toast und Zucker – Kostenpunkt 1,40€
Über kurz oder lang reichen 4€ täglich um essenstechnisch über die Runden zu kommen. Wer ab und an in Restaurant-Ketten speist oder ein paar Dinge ausprobieren möchte, der kommt auf 5-6€.
Transport
Das Reisen innerhalb Japans wird zu recht für die hohen Preise kritisiert. Wenn schon eine Zugfahrt von Tokyo nach Kyoto 120€ kostet, dann ist es nachvollziehbar, sich den JR-Pass zu holen. Dieser kostet 350€ für zwei Wochen unbegrenztes Herumfahren. Wenn man jedoch einen kleinen Blick hinter die Fassade wirft, dann findet man heraus, dass es sehr wohl günstige Wege gibt.
Zwischen den Städten operieren zahlreiche Busunternehmen. Auf der Seite Willer Express kann man bequem seinen Platz online reservieren und zahlt für eine achtstündige Fahrt zwischen 30€ und 50€. Für ein paar Euro extra kann man den Nachtbus wählen und sich so sogar die Unterkunft sparen.
Immerhalb der Städte lohnt es sich für kurze Distanzen zu laufen und ansonsten eine IC-Karte zu kaufen. Diese lässt sich an jeder Bahnstation aufladen und erspart einem die Streckeneingabe und den weiteren Ticketkauf. Die Preise hierbei sind oft sogar günstiger als in Deutschland.
So gut wie immer existiert eine günstige Alternative des Transports, man darf lediglich nicht aufgeben und sollte sich vor Fahrtantritt im Hostel erkundigen, was der günstigste Weg ist. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Strecke zwischen Tokyos Flughafen Narita und der Stadt selbst. Da Narita knapp 60 km außerhalb liegt, kostet die Fahrt dorthin für gewöhnlich knapp 30€. Eine kurze Google-Suche später fand ich eine Firma, die Shuttletransport anbietet – Kostenpunkt 7€.
Um in die Kultur einer Stadt einzutauchen ist es ohnehin ratsam dort mindestenst eine Woche zu verbleiben. Da Kyoto, Osaka und Nara so nahe beieinanderliegen, kostet der Transport zwischen diesen Orten nicht mehr als 6€, was zusätzlich noch einmal Kosten einspart.
Falls Du jedoch in eine Gegend möchtest, zu der kein Bus fährt, kannst Du noch immer problemlos trampen. Japan ist nicht nur eines der sichersten Länder sondern auch eines mit den hilfbereitesten Menschen. Trampen funktioniert in Japan, ganz egal, wo man hin möchte.
Fazit
Nachdem wir nun alle Punkte durchgegangen sind, hoffe ich, dass ich Dir ein paar neue Eindrücke vermitteln konnte. Die hohen Summen, die andere für ihren Urlaub in Japan aufwenden, sind kein Grund es ihnen gleichzutun. Suche nach einfachen und günstigen Wegen, dann wirst Du sie finden.
Einfach fantastisch. Ich bin begeistert, dass Du aufzeigst, dass die standartmäßig und oftmals nicht überprüfte Meinung einfach übernommen wird. Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Jetzt will ich unbedingt und ganz bald nach Japan. 🙂
Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Ich bin bislang leider auch davon ausgegangen, das Japan doch sehr teuer ist. Hiermit bekommt man aber doch noch einen ganz anderen Einblick.